Bezahlbarer Wohnraum fehlt überall, auch im Landkreis Bad Kreuznach. Aber um mehr Wohnraum zu erschließen, muss nicht nur neu gebaut werden. Neu zu bauen ist teurer und im Vergleich am wenigsten umweltverträglich.
Um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, ist es auch notwendig, nicht genutzten Wohnraum in bestehenden Häusern zu finden und zu erschließen. Das ist zugleich nachhaltiger und umweltfreundlicher. Diese Prozesse zu unterstützen, ist Aufgabe des „Regionalen Netzwerk Wohnen“. Es ist ein niederschwelliges Angebot und richtet sich an Menschen, die ihre Wohnsituation verbessern wollen. Es sollen auch diejenigen angesprochen werden, die bestehenden Wohnraum neugestalten möchten, um eine optimalere Nutzung zu ermöglichen. Das Netzwerk unterstützt ferner Menschen, die sich einen Wohnungstausch vorstellen können, bei der Umsetzung.
Auch für die Bürger und Bürgerinnen, die zwar Wohnraum vermieten könnten, aber diesen Weg nicht gehen wollen, weil er ihnen zu schwierig erscheint, soll es ein Angebot geben. Die Fachstelle soll die Wohnungen anmieten und die Vermietung zu begleiten. Auf diese Weise könnte weiterer Wohnraum im Bestand erschlossen werden. Die Stadt Karlsruhe zum Beispiel hat mit der „Sozialen Wohnraumvermittlung“ bereits vor 15 Jahren ein solches Angebot geschaffen. Jährlich wurden bisher etwa 60 Wohnungen auf diesem Weg vermittelt.
Eine zentrale Aufgabe des Netzwerks ist es, Leerstände aktiv zu suchen und in einem Kataster zu erfassen. So können mehr Menschen, die in unserem Landkreis leben wollen, die Chance auf bezahlbaren Wohnraum erhalten. Der kommunalen Seite bietet ein Überblick über die Leerstände eine wichtige Basis für gutes Verwaltungshandeln und politische Entscheidungen.
„Regionales Netzwerk Wohnen“ bietet:
- Individuelle Häuserberatung
Die Häuserberatung ist ein Angebot, das sich an Eigentümerinnen und Eigentümer richtet. Die Beratung umfasst Informationen, wie Wohnsituationen an veränderte Bedarfe angepasst werden können und vorhandener Wohnraum besser, neu und wirtschaftlicher genutzt werden kann.
Konkrete Vorhaben werden mit Beratung und Begleitung bei der Umsetzung unterstützt.
Folgende Vorhaben können mit Beratung und Begleitung unterstützt werden:
- In Wohnungen und Häusern mit einer großen Wohnfläche, in der nur eine oder zwei Personen wohnen, neuen Mietraum zu schaffen;
- einen Wohnungstausch von einer zu groß gewordenen Wohnung in eine kleinere Wohnung oder umgekehrt zu vermitteln und zu begleiten.
Beratung zum barrierefreien Umbau, zur energetischen Sanierung, zu Fördermöglichkeiten und Energieberatung soll das Netzwerk ebenfalls anbieten.
- Leerstände systematisch erfassen
Gebäude, die leer stehen, aber für Wohnzwecke geeignet sind, sowie leerstehende Wohnungen sollen aktiv gesucht und in einem Kataster erfasst werden. Mit den Besitzerinnen und Besitzern soll Kontakt aufgenommen werden, um die Möglichkeiten einer Nutzung als Wohnraum auszuloten.
- Wohnungstauschbörse
Eine Wohnungstauschbörse wird eingerichtet. Sie bietet Eigentümern und Eigentümerinnen sowie Mietern und Mieterinnen, die ihre Wohnung gegen eine kleinere oder größere Wohnung tauschen oder sich verändern wollen, die Möglichkeit, ihre Wünsche zu realisieren.
- Soziale Wohnraumvermittlung
Soziale Wohnraumvermittlung ist eine weitere Möglichkeit, ungenutzten Wohnraum wieder zu beleben. Vermieter und Vermieterinnen, die Probleme mit Mietern und Mieterinnen vermeiden wollen und deshalb nicht vermieten, wird von der Fachstelle angeboten, diese Wohnungen bzw. diesen Wohnraum anzumieten und die Vermietung langfristig zu begleiten.
Deshalb stellt die Kreistagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bad Kreuznach den Antrag "Regionales Netzwerk Wohnen" Mit kompetenter Beratung und Begleitung mehr bezahlbaren Wohnraum erschließen.
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Sehr geehrte Frau Landrätin Dickes,
der Kreistag des Landkreises Bad Kreuznach möge folgendes beschließen:
Der Kreistag des Landkreises Bad Kreuznach spricht sich für die Errichtung eines „Regionalen Netzwerk Wohnen“ aus, an das sich alle Bürgerinnen und Bürger wenden können.
Der Kreistag des Landkreises Bad Kreuznach beauftragt die Verwaltung mit der Prüfung, unter welchen Voraussetzungen ein „Regionales Netzwerk Wohnen“ für alle Bürgerinnen und Bürger“ eingerichtet werden kann. Inhalt der Prüfung sind insbesondere die Fragen,
- wer für die Trägerschaft in Frage kommt,
- wo und welche personellen Ressourcen erforderlich sind,
- wie und wo eine Anlaufstelle eingerichtet wird,
- wo und welche Fördermittel für das Vorhaben beantragt werden können.
Dazu soll die Kreisverwaltung mit den Verbandsgemeinden, der Stadt Bad Kreuznach, der Verbraucherzentrale sowie mit den im Landkreis ansässigen kommunalen und gemeinwohlorientierten Wohnungsgesellschaften für den Bau und die Vermittlung/Vermietung von Wohnraum in allen Fragen zusammenarbeiten.
Die Zusammenarbeit soll auch Organisationen der Wohnungslosenhilfe und zur Vorbeugung von Wohnraumverlust einschließen.
Über die Ergebnisse der Ermittlungen ist der Kreistag bis zum 01. Juni 2024 zu unterrichten.
Mit freundlichen Grüßen
im Namen der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Stefan Boxler
Fraktionsvorsitzender
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Den gesamten Antrag zum [Download].