Entspannt nachhaltig: Flächensparendes Wohnen
Wenn Wohnungen fehlen muss neu gebaut werden. Dass dies ein Trugschluss ist, machte der Wirtschaftswissenschaftler und Buchautor Daniel Fuhrhop in der vierten Online Veranstaltung im Rahmen des Landtagswahlkampfes von Bündnis 90 / Die Grünen deutlich. Das Interesse war groß und fast die gesamte Stadtratsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen nutzte die Gelegenheit, Anstöße von dem Experten von der Universität Oldenburg zu hören. Die Klimakrise mit all ihren Folgen ist für Fuhrhop Anstoß, die gängigen Lösungen im Wohnungsbau in Frage zu stellen. 40 Prozent der Treibhausgase entstehen im Zusammenhang mit dem Bauen. Deshalb plädiert Herr Fuhrhop dafür, wo immer möglich zuerst den vorhandenen Raum besser und neu zu nutzen. Hier müssen alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Auch wirtschaftlich gesehen lohnt es sich: Die Kosten eines neuen Baugebietes alleine für die Herstellung der notwendigen Infrastruktur betrugen z. B. in Freiburg 80.000 Euro / Wohnung. Der von Fuhrhop vorgestellte andere Weg legt die Priorität darauf, vorhandene Möglichkeiten besser zu nutzen und dafür Geld einzusetzen. Er schlägt eine „Häuserberatung“ vor, die sowohl Energieberatung, als auch eine „Wohnwünsche-Beratung“ beinhaltet. Als kleinen Anstoß hatte er Zahlen aus Bad Kreuznach mitgebracht: Circa 2500 Wohnungen mit einer Größe von mehr als 80 m² Wohnfläche werden aktuell von nur einer Person bewohnt. In 2350 Wohnungen,die größer als 100 m² sind wohnen nur zwei Personen. Eine Häuserberatung könnte dabei helfen, in einigen dieser Wohnungen Raum für Untermieter zu schaffen. In anderen Fällen könnte ein Wohnungstausch von zu groß gewordenen Wohnungen gegen kleinere Wohnungen unterstützt werden. Unterstützung bei Planung und Umzug kommt von der Häuserberatung. Die Beratung zu baulichen Veränderungen könnten sowohl Energiekosten sparen, als auch neuen Wohnraum entstehen lassen. Eine Häuserberatung könnte Wohnraum schaffen und gleichzeitig den Menschen helfen, ihre Wohnungen an ihre aktuellen Bedürfnisse anzupassen. Für eine weitere Möglichkeit für die Entdeckung von ungenutztem Wohnraum verwies Herr Fuhrhop auf die Stadt Karlsruhe. Dort hat man vor 15 Jahren erkannt, dass Wohnungen nicht vermietet werden, weil die Vermieter*innen Probleme mit Mietern scheuen. Die Stadt hat mit der „Sozialen Wohnraumvermittlung“ ein Angebot für solche Vermieter*innen geschaffen. Die Stadt mietet Wohnungen an und begleitet dann auch die Vermietung. Jährlich werden so 60 Wohnungen vermittelt. Bei Neubau und Erweiterungen ist eine weitere Möglichkeit flächensparender Wohnraumgewinnungdas „Draufbauen“. So können Kommunen zum Beispiel bei Neubauten von einstöckigen Märkten die Bauherr*innen dazu verpflichten, weitere Stockwerke mit Wohnungen mitzuplanen. Am Ende der gut besuchten Online Veranstaltung wies Susanne Syren, die den Abend moderiert hatte, auf die Website des Bündnis für Wohnen Bad Kreuznach hin (www.buendnis-wohnen.de). Dort ist auch ein Beitrag von Daniel Fuhrhop zu finden.