Pressemitteilung: Wie viele Verbrauchermärkte verkraftet Bad Sobernheim? Bebauung auf Realgelände nicht zukunftsweisend!

Seit über einem Jahre ist REAL geschlossen, Hand aufs Herz: Haben Sie ihn wirklich vermisst? Nein? Kein Wunder! Es gibt bereits jetzt ein Überangebot an Lebensmittelfachmärkten. „Aber wir ersetzten doch einfach den alten REAL“, wird häufig gesagt. Nein, denn der Vergleich mit dem damaligen REAL-Markt hinkt. Dieser zog mit ganz anderen Sortimenten im Elektro-, Kleidungs- und Sportsegment eine zusätzliche Zielkäuferschaft an und generierte einen Mehrwert für Bad Sobernheim. Ganz davon abgesehen, handelte es sich schon damals um ein Überangebot, da REAL und vormals WALMART jahrelang an der Rentabilitätsgrenze kratzten und das ohne REWE/Aldi Waldböckelheim, REWE/Netto Meisenheim und der Erweiterung von LIDL in Bad Sobernheim.

Hinzu kommt der Wandel der Zeit: Großflächige Einzelhandelsbetriebe in Randlage sind nicht mehr zeitgemäß und langfristig nicht nachhaltig, da sie nur mit dem Auto erreichbar sind und Flächen „fressen“. Kaum Berücksichtigung findet der Internethandel, der auch im Lebensmittelbereich langsam Fuß fasst. Es hat den Anschein, hier gehe es einzig und allein um Verdrängungswettbewerb, ohne Rücksicht auf Verluste und die wird es geben. Daher lohnt sich ein fiktiver Blick in die gar nicht mehr so weite Zukunft….

Bad Sobernheim im Jahre 2030: Klimaneutralität ist auch in Bad Sobernheim angekommen, die Menschen fahren mehr Fahrrad, lassen ihr Auto öfter stehen. Die 2022 ohne besonderen architektonischen Anspruch gebaute „Schuhschachtel mit großem Parkplatz davor“ mit EDEKA, Aldi und dem DM-Drogeriemarkt wirkt wie ein Relikt aus dem vergangenen Jahrtausend. Bad Sobernheim schaut neidisch auf andere Märkte, die mit Wohnbebauung kombiniert/aufgestockt wurden und ökologischen Ansprüchen genügen, wie z. B. ein 2021 gebauter REWE-Markt in Wiesbaden Erbenheim, klimafreundlich mit eigener Dachfarm. Die Idee einer Einkaufsvielfalt, kurzer Wege zu Fuß und mehr Arbeitsplätze hat sich in Bad Sobernheim leider nicht bewahrheitet. Stattdessen gibt es mehrere neue „Bauruinen“ und unliebsamen Entwicklungen.

Das Aldi-Gebäude am Johannisplatz, das noch Ende 2020 umgebaut wurde, steht seit über 7 Jahren leer. Die Menschen, die dort vorher vom Zentrum oder dem umliegenden Wohngebiet fußläufig einkaufen konnten, nutzen nun den Pkw. Die Getränke- und Wildkammer verloren viel Laufkundschaft und denken über andere Standorte nach.

Der neue Drogeriemagnet DM hatte bereits 2023 den innenstadtnahen ROSSMANN (alte Post) verdrängt und verursachte dort einen weiteren Leerstand. 2026 konnte ein 1 Euro-Schnäppchen-Laden die Lücke schließen. REWE mutierte 2028, ähnlich wie der Supermarkt im Felkecenter vor vielen Jahren, aus Rentabilitätsgründen zu einem Discounter ohne Bedientheke. Netto aus der eigenen EDEKA-Gruppe konnte sich dadurch ab 2029 nicht mehr am Standort halten und musste schließen.

Durch diesen sogenannten Trading Down-Effekt schlossen weitere Einzelhändler in der Innenstadt und in Innenstadtnähe endgültig.

Zurück ins Jahre 2021: Der sicherlich überspitzte und vage Blick stimmt wahrlich nicht hoffnungsvoll.  „Wir Bündnis 90/ Die Grünen setzen uns für eine nachhaltige und flächensparende Stadtentwicklung ein“, so Stadtplaner Sascha Müller, Mitglied des Stadtrats: „Wir können und wollen den Wettbewerb natürlich nicht verhindern, auf der anderen Seite müssen aber auch bestimmte und zukünftig viel höhere Bau- und Planungsstandards Berücksichtigung finden,.

Und ganz wichtig: Die Bevölkerung sollte auf mögliche Konsequenzen hingewiesen werden, die auf den ersten Blick sonst nicht erkennbar wären.

Gez. Sascha Müller, Bündnis 90 Die Grünen  
Bad Sobernheim, 13.10.2021

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